Belemniten aus dem Oxfordium und Alb von Villers-sur-Mer

Text und Fotos:Carsten Rohde

Es wurde in dieser Schriftenreihe schon des Öfteren über Fossilien der französischen Atlantikküste berichtet, über Ammoniten, Muscheln und Seeigeln. Ein Hinweis auf die Ordnung der Belemniten sucht man hier indes zumeist vergebens.

Von Anke und Klaus Vöge erhielt ich im Laufe der letzten Jahre einige Rostren aus dem Küstensaum von Villers-sur-Mer: zum einen plumpe strukturlose Gesellen mit nahezu quadratischem Querschnitt, zum anderen dünne längliche Formen mit einem Ventralkanal, deren Querschnitt sich unterscheidet. Die nachfolgenden Fotos zeigen diese Belemnitenrostren.

Sicher sind diese wenigen Belege für Belemniten in den aufgeschlossenen Sedimenten der normannischen Atlantikküste bei Villers-sur-Mer kein Maßstab für deren Artenvielfalt, aber wohl doch ein erster Hinweis.

Foto 1 zeigt drei Rostren, 40 – 55mm lang und im Querschnitt subquadratisch. Furchen, Mulden oder andere Strukturelemente sind nicht zu erkennen; dagegen sind die Rostren lateral komprimiert.

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Derart strukturlose Belemnitenrostren sind aus dem Lias Süddeutschlands oder Frankens nicht bekannt. Einschlägige französische Internet-Seiten sowie die Literatur über Belemniten der sibirischen Regionen lassen vermuten, dass es sich um Vertreter der Gattung Pachyteuthis BAYLE & ZEILLER, 1878 handeln könnte, nämlich Pachyteuthis (Pachyteuthis) excentralis YOUNG & BIRD, 1822.

(Im angelsächsischen Bereich sowie in Nordamerika wird mit Pachyteuthis (Pachyteuthis) densus MEEK & HAYDEN, 1857 ein weiterer Vertreter früher Pachyteuthiden angeführt. Das Auftreten dieser Art im Oxford Nordfrankreichs konnte jedoch nicht verifiziert und Darstellungen der Rostren in der Literatur konnten nicht zugeordnet werden.)

Foto 2 zeigt ein nur 30mm langes, dorsoventral komprimiertes Rostrum, bei dem der Ventralkanal bis kurz über die Rostrummitte hinaus reicht. Es könnte sich um Suebibelus pressuloides RIEGRAF, 1981 handeln, der im Ober-Oxford zu finden ist.

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Das Foto 3 zeigt zwei schmale Rostren von ca. 40 – 43mm Länge und rundlichem Querschnitt. Während das obere Rostrum einen bis zur Rostrummitte reichenden Ventralkanal besitzt, sowie eine wohl ausgebildete Alveole, hat das untere Rostrum einen nur kurzen Ventralkanal mit Pseudalveole. Markant ist bei diesem Rostrum die langausgezogene, vermutlich epirostrale Spitze, deren Apex abscherbelt.

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Das obere Rostrum wird zu Hibolithes semisulcatus Münster, 1830 gestellt, der im Unter-Oxford erscheint und bis in den Tithon reicht. Epirostren sind bei Hibolithes De MONTFORD, 1808 nicht signifikant (allerdings erwähnt Riegraf in seinem Teil 8 der „Revision der Belemniten des Schwäbischen Jura, 1981 S. 94f „ ein entsprechendes Rostrum aus dem Kimmeridge), wohl aber bei den Neohiboliten der Unterkreide (Alb) um Neohibolites minimus MILLER, 1826 ( siehe Spaeth, Chr., Untersuchungen an Belemniten de Formenkreise um Neohibolites minimus , Hannover, 1971). Da der Ober-Alb im Hangenden der ‚Vaches noires’ aufgeschlossen ist, könnte dieses Rostrum durch Hangrutschungen in den Bereich des Steilküstenfußes gelangt sein.